Mein Jakobsweg – diese 7 Erkenntnisse habe ich gewonnen

Der Jakobsweg ist einer der bekanntesten Pilgerrouten. Ich bin ihn gegangen und habe sieben besondere Erkenntnisse gewonnen. 975 km, 31 Tage, bereichernde Begegnungen, kleine Wunder und ein kontemplatives Tempo haben mir eine besondere Lebenserfahrung gebracht. Gerne erinnere ich mich an diese Reise und kann auch heute noch Kraft davon schöpfen.

Jakobsweg

Der Jakobsweg – Meine Pilgerreise über 975 Kilometer

JakobswegEigentlich war es eine ganz kurzfristige Idee. Als ich 2010 in Spanien gearbeitet habe, sah ich zufällig die Jakobsmuschel an einer Hauswand. Meine innere Stimme sagte mir, dass dies meine nächste Reise werden soll. Gedacht – getan. Schon nach 2 Wochen bin ich aufgebrochen. Anfangs hatte ich Zweifel ob der Vorbereitungszeit. In vielen Foren bzw. Reiseführern wird schließlich über die Wichtigkeit von Planung, Training und Organisation diskutiert. Wer mich kennt weiß allerdings über meine Spontanität bescheid. Ganz ehrlich: Der Jakobsweg bietet alles, was man zum Pilgern braucht. Stundenlanges vorbereiten ist kein absolutes Muss, wenn man auf die Kraft die Weges vertraut. Das Wichtigste sind ein Rucksack, bequeme Schuhe, Schlafsack, passende Klamotten und etwas Geld. Der Rest wird sich fügen. Und so ließ ich das Schicksal einfach auf mich zukommen. Ich wurde nicht enttäuscht.

Als ich mich auf den Weg machte, wog mein Rucksack noch ca. 12 Kilo. Doch bereits nach nur 3 Tagen entledigte ich mich einiger Dinge, die ich nicht brauchte. Das waren u. a. Socken, Unterwäsche, Geschirr bzw. Trinkbecher, Kleinkram und ein Buch. Schlussendlich war ich bei rund 8 Kilo angelangt. Das ist ein absolut angenehmes Gewicht, welches sich sehr gut (einen passenden Rucksack vorausgesetzt) über mehrere Stunden tragen lässt. Und tragen musste ich es 975 Kilometer.

Der Jakobsweg war und ist eine Bereicherung für mein Leben

Von Saint-Jean-Pied-de-Port bis nach Fisterra

In Europa gibt es unzählige Pilgerwege. Der Jakobsweg gehört zu den Meistbegangenen. Starten kann man grundsätzlich von überall aus. Da ich 2010 in Spanien gearbeitet habe und ohnedies schon im Baskenland war, entschied ich mich für den klassischen Startpunkt in Saint-Jean-Pied-de-Port (Frankreich). Hier habe ich mir den Pilgerausweis und eine Jakobsmuschel besorgt, welche mich während meiner Pilgerreise begleiten sollen. Da diese Route sehr gut ausgeschildert ist, habe ich auf Reiseführer verzichtet. Einzig die Michelin Camino de Santiago: Straßen- und Tourismuskarte fand Platz in meinem Rucksack.

So trat ich frohen Mutes und erwartungsfrei die Reise an. Mein Ziel war nicht Santiago de Compostella, sondern Fisterra. Es ist der westlichste Ort Europas und liegt drei Tage entfernt. Den Rückweg nach Santiago nahm ich ebenso zu Fuß in Angriff. Es war einer der prägendsten Abschnitte. Insgesamt waren es für mich 31 Etappen und 975 Kilometer. Jeder Teil des Jakobsweges hat seine eigene Bedeutung wie Flair. Vieles konnte ich schon beim Gehen erkennen. Manche Dinge wurden mir erst klar, als ich mit anderen Menschen auf der Straße gesprochen hatte.

Einen wichtigen Dialog, der mir sehr im Gedächtnis geblieben ist, führte ich in Santiago mit einem Obdachlosen. Lange hatten wir uns über Gott und die Welt unterhalten. Die Antwort auf seine Frage, wo meine Reise hingeht, war Fisterra. Erst dieser besondere Mensch hat mich darauf gebracht und mir erklärt, warum es so wichtig ist, danach wieder zu Fuß nach Santiago zurückzugehen.

„Während deiner gesamten Pilgerreise gehst du immer nach Westen. Die Sonne steht dir stets im Rücken. Somit betrachtest du deinen Schatten mit jedem Schritt. Dieser ist am Rückweg nicht mehr sichtbar. Es ist das Symbol für deinen Neuanfang.“

Mein Jakobsweg in Bildern

Um ehrlich zu sein ist es irrsinnig schwierig, den Jakobsweg zu beschreiben. Die Eindrücke, Erfahrungen wie Erlebnisse lassen sich kaum in Worte fassen. Während meiner Pilgerreise hatte ich eine kleine Pocketkamera bei mir, um schöne Momente festzuhalten und mit anderen zu teilen.

My Camino de Santiago from Michania on Vimeo.

Meine 7 Erkenntnisse durch den Jakobsweg

  1. JakobswegGlück entsteht nur gemeinsam mit anderen Menschen.
    Alleine Zeit mit sich selbst zu verbringen ist wichtig. Das wahre Glück entsteht allerdings nur dann, wenn man Erlebnisse gemeinsam mit anderen Menschen teilt.
  2. Vertraue dem Leben. Alles was du brauchst wird zur notwendigen Zeit da sein.
    Am Jakobsweg genügt das Notwendigste. Egal ob Ausrüstung, Unterkunft, Gesprächspartner oder Essen – wenn du dem Leben vertraust, kommen diese Dinge just in dem Moment, wo du sie benötigst.
  3. Wenn du der Stille Platz gibst, kommen die Antworten deiner Fragen wie von selbst.
    Während einer Pilgerreise hast du viel Zeit für Gedanken und Überlegungen. Räumst du der inneren Stille Platz ein, so werden dir die Antworten auf deine Fragen automatisch zufliegen.
  4. Sei du selbst. Du musst nicht zu jemanden werden, denn du bist schon jemand.
    Oftmals übersieht man es, welch vollkommener Mensch man selbst ist. Der Jakobsweg wird dich lehren, dass du dich nicht ändern musst.
  5. Ein Minimum an Besitz ist völlig ausreichend.
    Es ist nicht notwendig, Unmengen an Gepäck zu schleppen. Auf deinem Weg wirst du erkennen, mit wie wenigen Dingen du eigentlich auskommst – und damit mehr als glücklich bist.
  6. Gehe deinen eigenen Weg und vertraue deinen Gefühlen.
    Im Alltag wirst du oftmals von deinem Weg abkommen oder deine Bedürfnisse nicht befriedigen. Beim Pilgern geht es nur um dich selbst. Gehe das eigene Tempo, wähle deine eigene Route und folge deinem inneren Gefühl. Es wird dich leiten und dein Selbstvertrauen stärken.
  7. Weniger denken ist mehr. Schlussendlich wird sich alles fügen.
    Am Jakobsweg ticken die Uhren langsamer. Manchmal genügt es schon, einen kleinen Abstand von sich selbst zu nehmen. Alle Dinge werden sich so zu deinem eigenen Wohlbefinden fügen.
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