6 Dinge, die mir die Magersucht raubte

Die Magersucht ist gnadenlos. Täglich ist sie permanenter Begleiter. Heute verrate ich dir, welche 6 Dinge sie mir ständig raubt. Oberflächlich zeigt sich die Anorexie in einem ausgehungerten Körper. Darunter nimmt sie allerdings dein gesamtes Leben in Beschlag. Deshalb solltest du dir klarmachen, dass sie keine Freundin ist, sondern dich in deinen Träumen, Zielen und Freuden behindert.

Magersucht – Freundin und Feindin zugleich

Die Magersucht ist eine fiese Erkrankung. Viele Betroffene sprechen von ihr als dritte Person. Ich habe ihr einfach den Namen „Die Sau“ gegeben. Logisch betrachtet ist sie genau das. Eine hinterhältige Begleiterin, die mit ihren Tricks das ganze Leben in Beschlag nimmt. Doch obwohl der Verstand dies genau erkennt, halten wir trotzdem an ihr fest. Ich stelle mir ständig die Frage nach dem Warum, konnte bisher allerdings noch keine Antwort finden. Über eines bin ich mir sicher. Jeden Tag raubt sie mir Dinge, die es zu opfern eigentlich nicht wert sind.

Sport & Abenteuer

Vor Beginn meiner Magersucht, waren Sport und Abenteuerlust meine ständigen Begleiter. Ich habe es geliebt, in der Natur unterwegs zu sein. Rennrad, Laufschuhe, Steigeisen, Tourenskis und noch unzähliges Equipment mehr gehörte zu meinem Alltag. Ebenso neugierig war ich darauf, Länder zu bereisen, meine Umgebung zu erkunden und regelmäßige Ausflüge zu unternehmen. Ich fühlte mich richtig wohl dabei und genoss es, meine persönlichen Grenzen zu erweitern. Leider ist die Magersucht kein guter Partner, wenn es um körperliche Belastung geht. Aufgrund meines Untergewichtes sind Sport oder längere Ausflüge im Moment nicht machbar. Obwohl es mich täglich traurig macht, fällt es dennoch schwer, die Krankheit los zu lassen. Trotzdem ist dies meine oberste Motivation: wieder gesund zu werden um endlich den Körper wieder nutzen zu können.

Durch die Anorexie ist der Körper nur mehr eine Hülle. Schon ein Spaziergang kann dich an deine Belastungsgrenze führen.

Lebensfreude, Begeisterung & Genuss

Wenn sich im Leben alles um das Thema Essen dreht, bleiben Lebensfreude, Begeisterung und Genuss sehr leicht auf der Strecke. Neben der Magersucht spielen bei mir Depression und DIS eine Rolle. Die Kombination zerstört quasi das eigene Spüren und positive Empfinden. Ein weiterer Grund also, mich der Krankheit entgegen zu stellen und für echte Freude in meinem Leben zu kämpfen.

Selbstliebe

Ich glaube das Thema Selbstliebe ist ein Kernpunkt bei der Magersucht. Die Krankheit verbietet es mir, mich zu akzeptieren, mir Gutes zu tun oder eine positive Meinung von mir selbst zu bilden. Hier liegt einer der Knackpunkte zur Genesung. Ohne Selbstfürsorge stehen nur eingeschränkt Ressourcen für den Kampf gegen die Anorexie parat.

Soziale Kontakte

In den letzten Jahren habe ich meine sozialen Kontakte sehr vernachlässigt. Früher war ich ständig unter Leute. Heute bin ich eher zurückgezogen und für mich selbst. Ich bin mir nicht sicher, ob dies eine Folge der Magersucht ist, oder doch auch eine gewisse persönliche Entwicklung. Ich genieße Zeit mit mir selbst. Hier finde ich meine Kreativität und habe Freiraum für meine Kunst.

Doch es steht fest, dass mir häufig die Kraft für längere Treffen fehlt. Ich brauche viele Pausen und habe oft ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich nach kurzer Zeit wieder abseile. Ebenso will ich vermeiden, anderen möglicherweise eine Last zu sein. Daher bin ich mehr als glücklich über jene Menschen in meinem Leben, die mir täglich Freundschaft und Liebe zukommen lassen.

Bestimmte Freunde und Familie sind täglich für mich da. Diese Liebe gibt mir besondere Kraft.

Spontanität

Eigentlich war ich immer sehr spontan und für alle Verrücktheiten zu haben. Leider sind Magersucht und Spontanität keine guten Partner. Um meine regelmäßigen Mahlzeiten auch einhalten zu können, brauche ich eine bestimmte Tagesstruktur. Diese stellt zwar sicher, dass ich mein Gewicht einigermaßen halten kann, jedoch schränkt sie mich gleichzeitig im Alltag ein.

Konzentration

Damit unser Gehirn richtig arbeiten kann braucht es vor allem eines: Energie. Diese wird normalerweise mit der Nahrung zugeführt. Bei der Anorexie befindet sich der Körper jedoch in einem ständigen Hungerzustand. Er ist zu sehr damit beschäftigt, seine Funktionsweise aufrecht zu erhalten. Deshalb leiden Magersüchtige häufig unter Konzentrations- bzw. Aufmerksamkeitsdefiziten. Mir selbst fällt es oft schwer, mich länger einer Sache zu widmen, da ich rasch zu ermüden beginne. In weiterer Folge stellt sich natürlich ein gewisser Frust ein, wenn ich mich Aktivitäten nicht mehr in vollem Ausmaß widmen kann.

Motivation für ein freies Leben ohne Magersucht

Schon lange kämpfe ich mit meiner Anorexie. Leider konnte ich bisher noch keine Ressourcen für mich finden, um sie dauerhaft in Schach zu halten. Manchmal möchte ich sogar am liebsten aufgeben, da ein Gefühl der Sinnlosigkeit vorherrscht. Doch ein bestimmter Teil in mir drinnen will weiterleben. Will nicht aufgeben. Deshalb versuche ich mich in Krisen an jene Punkte zu erinnern, die mir die Magersucht täglich raubt.

2 Comments
  1. Hi Mike, danke für deine Offenheit! Es ist sicher sehr schwer darüber zu sprechen. Dennoch ist deine Bildsprache gewaltig! Steffen und ich denken an dich! 😊

    1. Hallo liebe Claudia,
      vielen lieben Dank für deine Worte. Leider sind psychischer Erkrankungen in unserer Gesellschaft noch immer ein gewisses Tabuthema. Ich finde, dass man(n) nich davor nicht zu verstecken braucht.
      Liebe Grüße Micha

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